Landsberg: Stadt- und Schulbücherei Landsberg

Interview mit: Carola Henke

Ihre Bibliothek in Worten und Fakten:

Unsere  Bibliothek befindet sich seit 1993 im neugebauten Schulkomplex der Stadt Landsberg und übernimmt seitdem die Funktion einer Stadt- und Schulbibliothek. Landsberg ist eine 1050jährige Stadt an der Straße der Romanik, deren Wahrzeichen die sehr gut erhaltene Doppelkapelle Sanctae Crucis, Teil einer ehemaligen mittelalterlichen Residenzburg, ist. Das heutige Landsberg ist ein attraktiver Wohnort für Familien, der für alle Generationen breite Angebote bereithält, zu denen auch die Bibliothek mit ihren 12000 Medien und den zahlreichen Veranstaltungen gehört.

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Die jungen Landsberger finden das komplette Bildungsangebot in ihrer Stadt. Beginnend mit einer flächendeckenden Bereitstellung von Kindergartenplätzen, lernen  im Ort Landsberg rund 1500 Schüler in der Grundschule, in einer Förderschule für behinderte Kinder,  im Gymnasium und in der Sekundarschule. Diese Bedingungen bestimmen vordergründig unsere Bibliotheksarbeit. Anteilig ist die Zahl der Besucher und Nutzer unter 18 Jahren sehr hoch. Dem beständigen Bedarf an digitalen Medien versuchen wir gerecht zu werden, ca. 20% macht der Anteil dieser am Gesamtbestand aus. Parallel stecken wir weiterhin viel Energie in die traditionelle Leseförderung und Stärkung der Lesekompetenz unserer Kinder.
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Welche Aktivitäten bietet Ihre Bibliothek an?

Über 200 Veranstaltungen richtet die Bibliothek jährlich aus, die meisten davon für Kinder und Jugendliche. Das weit gefächerte Veranstaltungsangebot liegt den Kinder- und Bildungseinrichtungen in Jahresplänen vor und beinhaltet je Zielgruppe besondere Schwerpunkte. Für die Vorschüler ist es die Förderung der Sprachkompetenz, für die Grundschüler die Lesekompetenz und ab Sekundarstufe I wird die Medienkompetenz verstärkt gefördert. Integrative Angebote wie das Online-Angebot  Antolin-mit Lesen punkten werden für die
Schüler bereitgehalten, dazu kommen Schulungen zur Nutzung für Schüler, Eltern und Lehrer. Zu Mitgestaltern der Antolin-Seite gehören Schüler der Klassen 7 und 8 durch eigene Buchempfehlungen, selbst erarbeitete Fragesätze und Beiträge für die Kreativbox. Die Teilnahme am Lesesommer XXL, unterstützt vom Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, ist ein besonderes Freizeit-Lese-Angebot für die Schüler und Schülerinnen von zehn bis dreizehn Jahren. Die Vorlesewettbewerbe der Grundschule und des Gymnasiums Landsberg werden aktiv durch die Bibliothek unterstützt. Ebenso das KMK-Projekt ProLesen - eine Initiative zur Stärkung der schulischen  Lesekompetenz. Die Nomminierungsbücher des Deutschen Jugendliteraturpreises stellen wir in Informationsveranstaltungen den Eltern und Lehrern vor. Unterhaltsam und interaktiv machen die Kinder und Jugendlichen die erste Bekanntschaft mit den Büchern während der Veranstaltungen.
Höhepunkt wird der öffentliche Schülerwettbewerb "Wer liest, gewinnt" sein, den Landsberger gemeinsam mit Schülern aus Halle und Teutschenthal austragen. Jährlich findet ein Spieletag, unterstützt von zwei professionellen Spielexperten, als schulübergreifendes Angebot statt. Die vorgestellten, ausgesuchten Brettspiele werden durch die Teilnehmer getestet und es lassen sich Lust und Neugier am Spiel ausleben. Die Spiele mit der besten Bewertung werden anschließend in den Medienbestand aufgenommen. Die besonderen räumlichen Gegebenheiten ermöglichen den Schulkassen uneingeschränkte, spontane Informationsrecherche in der Bibliothek.

Haben Sie etwas Besonderes?

In unserer Bibliothek begegnen sich ständig verschiedene Generationen, die Schule wird damit ein Stück mehr öffentlicher Raum -  ein kleiner Anfang für einen großen Traum. Die Landsberger Kinder finden in der BücherWerkstatt den kreativen Ort für ihre eigenen Wörter und Bilder. Kinder sind voller Fantasien und Geschichten. In der BücherWerkstatt werden sie ermuntert dafür Sprache und Bilder zu finden. Beim Fabulieren kommen Ideen für die bildliche Umsetzung, beim Gestalten des Bildes kommen Ideen für die Texte. So einfach ist das. Und der ganze Stolz steckt dann im eigenen Buch!
Bibliotheksgespenster müssen nachts die Bibliothek für lesende Kinder räumen. Zehn Lesenächte im Jahr geben den Kindern und Jugendlichen ausgiebig Zeit für Themen und deren Bücher, für eigene Ideen, Gestaltung und Gespräche. Die Verabschiedung, "Wir mussten ja gar nicht viel lesen", verbuchen wir heimlich als Lob. Die Familienlesenacht ist neben  Eltern-Kind-Abenden, Elterninformationsveranstaltungen ein besonderes Erlebnis. Die Landsberger Bibliothek stärkt das Ehrenamt. Der aktive Verein der Bibliothek bereichert das Angebot über Jahre. Die Bibliothek arbeitet intensiv mit der Freiwilligen Agentur e.V. zusammen, insbesondere auf dem Gebiet Lesewelten und Lesepaten.

Welche Rolle haben Ihrer Meinung nach Computerspiele in der heutigen Kindheit?

Persönliche Erfahrungen kann ich kaum einbringen; die eigenen Töchter haben die wenigen Spiele maßvoll genutzt. Unsere Familie besaß nur einen Computer, der seinen Platz im Arbeitszimmer fand und damit nicht ständig, unbeobachtet zur Verfügung stand. Die Titel der Spiele, auch Geschenke der Großeltern, wurden von uns Eltern ausgesucht, wobei unsere Unwissenheit groß war. Das ahnten wir und holten uns Hilfe über Empfehlungslisten (Mäuse). Freundinnen der Kinder brachten Die Sims in unsere Familie, die schon wesentlich mehr zusammenhängende Zeit mit unsere Kindern verbrachten als Löwenzahn. Letzlich verlor sich deren Reiz aber durch bereits langjährig erworbene Freizeitvorlieben wie Sport, Musizieren, Spielen mit Freunden schneller als die Einigung auf ein elterliches Gegenprogramm. Teil des Programmes waren wir vielleicht auch selbst, in der Freizeit eher eingeschränkte Computernutzer.
Trotz vieler dazwischenliegender Jahre erlebe ich die Situation heute ähnlich. In zahlreichen Familien gibt es ein ausgesuchtes, begleitetes Medienangebot. 
Die Fragen nach Konsolenspielen durch Kinder und Eltern lassen im Ausleihbetrieb eindeutig den Bedarf erkennen. Stärker fragen Jungen danach, diese nutzen auch bevorzugt die Internetzugänge der Bibliothek für Online-Spiele.
Umfragen und Erfahrungsberichte widerspiegeln auch Kinderwelten, die keine stärkende Begleitung im Medienumgang erfahren. Für diese Kinder muss es schwer sein, Grenzen zu erkennen. Sie können nicht einschätzen, ob Erlebniswelten auf einer anderen Ebene die besseren für sie sind, sie geraten schnell in eine Einseitigkeit.

Welche gängigen Probleme haben aus Ihrer Sicht Eltern und Pädagogen bei Computer- und Konsolenspielen?

Erwachsene, die sich die angeborene Lust und Neugier auf das Spielen erhalten haben werden in vielen Fällen auch die neueren Formen des Spieles ausprobieren, testen, bewerten. Erst dann ist ein Gespräch über Vor- und Nachteile kein belehrender Vortrag sondern ein lebendiges Gespräch. Der Besserwisser gewinnt als Lernender nicht nur an Glaubwürdigkeit, sondern auch an Spaß - Kritik nicht ausgeschlossen.

Welche Lösungen können Sie für diese Probleme als Bibliothek anbieten?

Ausgesuchtes Medienangebot, altersgerechtes Entleihen, Informationsweitergabe an Spieler und /oder Eltern und Pädagogen sowie Schaffen eines Begegnungsraumes für das gemeinsame Spiel.

Welche Rolle haben Bibliotheken im Internetzeitalter?

Zuerst müssen sich Bibliothekare stärker als Medienkenner in das Bewusstsein drängen.
Dann können sie in der Beratung den Nutzern für ihre Informationsrecherche Wege quer durch das breite Medienangebot zeigen und sie zu einer eigenständigen, effizienten Suche befähigen. Durch Hinzunahme von Online-Angeboten bleiben die Bibliotheken im Internetzeitalter wichtige Partner für eigenverantwortliches und selbstgesteuertes Lernen.

Welche Intentionen verfolgen Sie und Ihre Bibliothek als Partner beim TOMMI?

Wir bieten bisher nur PC-Spiele an, diese auch nur begrenzt und mit fallender Entleihzahl. Mit der Teilnahme an TOMMI werden wir eine Bestandserweiterung prüfen. Die Test- und Bewertungsphase durch die Schüler, schafft diesen und uns einen neuen Blick auf die Spiele, gibt den Testern ebenfalls Ansätze für das Einordnen eigener Spiele. Das Spielen findet in einer sozialen Gruppen statt. Damit hoffen wir Anreize zu schaffen, Konsolen- und Computerspiele häufiger in sozialen Kontaktbereichen wie der Bibliothek zu spielen. Durch den Ausbau des Bibliotheksangebotes für den Freizeitbereich möchten wir die Attraktivät der Bibliothek für weitere Nutzergruppen steigern und die sozialen Begnungsräume erweitern. Wir streben auch hier die Fortsetzung unserer Familienangebote an und setzen auf einen ehrlichen Dialog.

Ihre persönliche Vision von Kind und Computer?

Es ist gut, dass wir über Kinder und ihre Arbeit mit dem Computer so unterschiedlich diskutieren. Ebenso erforderlich ist die Aufklärung und Diskussion über Medienkompetenzen der Erwachsenen. Ich glaube, die Kinder mit guten Bildungschancen werden ihre Mediennutzung in Zukunft vielseitiger und besser beherrschen.


Bibliotheken in Landsberg

Stadt- und Schulbibliothek Landsberg
Bergstr. 19
06188 Landsberg
Tel.:    034602 - 20638

Öffnungszeiten

  • Montag und Freitag: 10.00 - 14.00 Uhr
  • Dienstag und Donnerstag: 9.00 - 18.00 Uhr
  • Mittwoch: Geschlossen 
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