Hannover: Stadtbibliothek Hannover

Interviewpartner: Laureen Denker

Ihre Bibliothek in Worten und Fakten:

Die Stadtbibliothek Hannover ist ein großes, gut vernetztes Bibliothekssystem mit 17 Stadtteilbibliotheken, die sich über die ganze Stadt verteilen. Sie ist mit fast 1.421.542 Besuchen Spitzenreiterin unter den Kultureinrichtungen in Hannover und konnte allein im letzten Jahr 15.069 Neuanmeldungen verzeichnen. Außerdem stehen die Stadtteilbibliotheken nicht nur als Ort für die Medienausleihe, sondern sind auch kulturelle und soziale Treffpunkte für die Bewohner*innen der jeweiligen Stadtteile.

Die Zentralbibliothek allein verfügt über rund 626.000 Medien, darunter Romane, Noten und Sachliteratur.

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Das gedruckte Angebot wird seit einigen Jahren durch elektronische Medien, wie E-Books und E-Musik erweitert und bietet somit ein 24 Stunden abrufbares Angebot für die Nutzerinnen und Nutzer. Seit einiger Zeit sind die Plattformen „filmfriend“ und „Medici TV“ ebenfalls im Angebot der Stadtbibliothek Hannover zu finden.

Einen besonderen Schwerpunkt legen die Mitarbeiter*innen auf Sprach- und Leseförderung für Kinder und Jugendliche, unter anderem in Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten und Schulen und die Vernetzung im Mediennetz Hannover mit anderen städtischen Einrichtungen zum Thema „Digitale Medien und Medienkompetenz in der Landeshauptstadt Hannover“.

Welche Aktivitäten bietet Ihre Bibliothek an?

Zusätzlich zum TOMMI umfasst das Angebot im Kinder- und Jugendbereich zum Beispiel das alt bewährte Bilderbuchkino, das Lesementoringprogramm, bei welchem ältere Schüler*innen Grundschülern auf spielerische Weise das Lesen näherbringen und Hilfestellungen geben und das Programm Babys in der Bibliothek, in dem Eltern darüber aufgeklärt werden, welche Medien in der Bibliothek für die sprachliche Förderung ihrer Babys nützlich sind. Des Weiteren ist die Stadtbibliothek Hannover Mitglied im niedersächsischen Sommerleseclub Julius Club. Seit 2017 gibt es die Stelle der Medienpädagogin, die verschiedene digitale und analoge Angebote zur Förderung der Medienkompetenz konzipiert und anbietet.

Haben Sie etwas Besonderes?

Der Online-Katalog der Stadtbibliothek Hannover verfügt neben den allgemeinen Suchfunktionen über zielgruppengerechte, voreingestellte Recherchen, die ständig aktuelle Titel zu speziellen Interessengebieten mit einbeziehen. Daneben ist eine Kinder-Oberfläche anwählbar, die die Titelrecherche kindgerecht visuell unterstützt. Seit März 2009 bietet die Stadtbibliothek Hannover neben ihren physisch ausleihbaren Medien ein breit gefächertes, digitales Titelangebot, das von den Kundinnen und Kunden über den privaten PC ausgeliehen und herunter geladen werden kann.

Welche Rolle haben Ihrer Meinung nach Computer- und Konsolenspiele in der heutigen Kindheit?

Sie haben eine wichtige Rolle eingenommen. Selbst wenn die Kinder keine eigene Konsole besitzen, werden sie bei Freund*innen oder per Apps auf dem Handy mit ihnen konfrontiert. Und das muss nicht immer schlecht sein. Es gibt sehr sinnvolle und hilfreiche Computerspiele, mit denen man das Erlernen einer Sprache vereinfachen, oder die räumliche Wahrnehmung verbessern kann. Kinder wollen spielen. In der heutigen Zeit vor allem digital. Sie können Expert*innen auf diesem Gebiet werden und ihren Eltern somit voraus sein, was für sie ein bedeutsames Ereignis ist.

Welche gängigen Probleme haben aus Ihrer Sicht Eltern und Pädagog*innen bei Computerspielen und Konsolenspielen?

Auch Jahrzehnte nach der Erfindung erster Spielekonsolen konnte das Image der nicht wertvollen Beschäftigung durch Videospiele nicht aus den Köpfen der Erwachsenen verschwinden. Solche Spiele gelten als eher sinnloser Zeitvertreib, was in vielen Familien zu regelmäßigen Streitereien führt. Eltern glauben, dass die Zeit, die die Kinder im Freien, oder mit „traditionellen“ Spielen verbringen, wertvoller für ihre Entwicklung ist. Das ist an sich auch korrekt, allerdings muss sich jeder an die heutigen Bedingungen anpassen und eine gewisse Medienkompetenz spielerisch zu erlernen gehört meiner Meinung nach ebenso dazu, wie auf dem Bolzplatz herumzutoben.

Welche Lösungen können Sie als Bibliothek für diese Probleme anbieten?

Einen Lösungsansatz sehe ich in der genauen Aufklärung der Erwachsenen bezüglich dieses Themas. In Kooperation mit der Lernoase Vahrenwald werden Workshops und Informationstreffen zum Computerspiel „Minecraft“ angeboten, bei denen die Eltern das Spiel von den Kindern erklärt bekommen. So können Vorurteile aus der Welt geschafft werden. Das praktische Erfahrungensammeln ist meiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg: Die Eltern sollten zusammen mit ihren Kindern diese Spiele spielen und sie nicht generell verteufeln. Diese Möglichkeit bieten wir in der Stadtbibliothek beispielsweise durch das Bereitstellen einer Nintendo Switch. Somit können auch Eltern, die sich ein solches Gerät nicht leisten können, in die virtuelle Welt der Kinder eintauchen und einen Einblick in die digitale Spielewelt erhalten.

Welche Intention verfolgen Sie und Ihre Bibliothek als Partner beim TOMMI?

Der TOMMI ist ein tolles Projekt, um Eltern die positiven Seiten der Videospiele aufzuzeigen. Er setzt ein Signal in die richtige Richtung: „Die Kinder werden so oder so Videospiele spielen, aber wir kümmern uns darum, dass sie sich mit pädagogisch wertvollen Spielen beschäftigen und durch die Bewertung kritisch mit ihnen auseinandersetzen.“

Außerdem können beim TOMMI alle Kinder mitmachen. So können auch Kinder aus finanziell schwachen Familien Teil einer Gruppe werden und Erfahrungen mit Medien machen, die sie vielleicht sonst nicht hätten machen können. Die Möglichkeit der Teilhabe, die meiner Meinung nach das Herzstück der Bibliothek ist, wird also somit auf die digitalen Medien übertragen.

Ihre persönliche Vision von Kind und Computer?

Diese persönliche Vision sieht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Spielen zur reinen Unterhaltung und Spielen mit wichtigem pädagogischen Lerneffekt vor. Auch nicht jedes Brettspiel hat einen pädagogischen wertvollen Sinn – jedoch ein weitaus positiveres Image bei den Eltern. Natürlich müssen Eltern darauf achten, dass die gespielten Spiele altersgerecht sind und das Kind nicht sein Sozialleben vernachlässigt. Klare Absprachen, die reinen Unterhaltungsspiele nicht verbieten, aber den Fokus auf pädagogisch wertvolle Spiele legen - das sind meiner Meinung nach die wichtigsten Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander im heutigen Alltag mit Kindern und Teenagern. Sobald ein Videospiel komplett verboten wird, erhält es einen noch größeren Reiz für die Kinder und ist demnach kontraproduktiv. Dem gilt es entgegen zu wirken.


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Stadtbibliothek Hannover
Kinder- und Schulbibliotheksarbeit
Hildesheimer Str. 12
30169 Hannover

Öffnungszeiten

Öffnungszeiten der Zentrale:

  • Mo-Sa: 11:00 Uhr bis 19:00 Uhr

Die Öffnungszeiten der Stadtteilbibliotheken:

  • Mo, Do: 11:00 Uhr bis 19:00 Uhr
  • Di, Fr: 11:00 Uhr bis 17:00 Uhr
  • Sa: 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr
  • Mi: geschlossen
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