Biberach an der Riß: Medien- und Informationszentrum Stadtbücherei Biberach
Interview mit: Andreas KlingerIhre Bibliothek in Worten und Fakten:
Die große Kreisstadt Biberach hat ca. 32.000 Einwohner und liegt im nördlichen Oberschwaben. Das Medien- und Informationszentrum Stadtbücherei Biberach bietet Bürgern aus Biberach und der Umgebung mehr als 100.000 unterschiedlichste Medien und zahlreiche Serviceleistungen. 2009 wurden wir für unsere Angebote als Bibliothek des Jahres ausgezeichnet.

Welche Aktivitäten bietet Ihre Bibliothek an?
Beginnend mit Lesefrühförderung für Eltern und Großeltern mit Kleinkindern versuchen wir Menschen jeden Alters zu unterstützen beim "Lebenslangen Lernen". Besonders die Kinder- und Jugendbuchwoche Durchblick im Frühjahr und die Fredericktage im Herbst sollen durch zahlreiche Kinder- und Jugendtheater, Lesungen und Autorenbegegnungen die Freude am Lesen vermitteln. Klassenführungen und Workshops helfen Schülern bei der Informationsrecherche. Lesungen und Vorträge für Erwachsene bieten kulturelle Unterhaltung und vermitteln Wissen. Unsere Kooperation mit der Volkshochschule ermöglicht durch die "Lernwerkstatt" selbstgesteuertes Lernen und Lernen in der Gruppe.
Haben Sie etwas Besonderes?
Unter dem Stichwort E-Life versuchen wir unseren Kunden zu helfen, die rasante technische Entwicklung zu verstehen. Ob E-Book, Tablet, Smartphone oder Internet, wir bieten nicht nur Literatur und Vorträge sondern zeigen sogar in Beratung am eigenen Gerät im Einzelgespräch wie die Technik funktioniert. Durch unsere zahlreichen Kooperationen mit Schulen und Kindergärten können wir passende Angebote zur schulischen Bildung anbieten. Dabei kümmern wir uns nicht nur um die Kinder- und Jugendlichen, sondern unterstützen auch die Pädagogen im Umgang mit Medien. Wir unterstützen beispielsweise das Kreismedienzentrum beim MAUS-Projekt, wo Schüler höherer Klassen zu Medienagenten ausgebildet werden, um wiederum Schüler der 5. und 6. Klassen im Umgang mit Medien zu schulen.
Welche Rolle haben Ihrer Meinung nach Computer- und Konsolenspiele in der heutigen Kindheit?
Einerseits unterscheiden sich Computer- und Konsolenspiele nicht von anderen Spielen, die Kinder schon immer gespielt haben. Ob Brettspiel, Modellauto oder Puppe, Spielen ist ein elementarer Teil der Kindheit und Kinder lernen zu einem großen Teil über das Spielen. Andererseits bieten Computer und Konsolenspiele nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, Wissen zu verpacken und auf spielerische Weise interessant zu vermitteln. Nicht zuletzt führen sie Kinder an den Umgang mit dem Computer heran, der Sie vermutlich ihr ganzes Leben nicht mehr verlassen wird. Im Gegensatz zu anderen Spielen kann allerdings der falsche Umgang, ein Zuviel oder der Umgang mit falschen Spielen durchaus ein Problem sein. Bei Brettspielen etc. spielen die Kinder nur das, was sie verstehen und auch bewältigen.
Welche gängigen Probleme haben aus Ihrer Sicht Eltern und Pädagogen bei Computerspielen und Konsolenspielen?
Manchen Eltern sind Computerspiele suspekt. Im Gegensatz zu klassischen Spielen haben Eltern damit keine eigenen Erfahrungen. Für Kinder und Jugendliche ist es ganz normal andere online beim Spielen kennen zu lernen. Diese Form sozialer Kontakte, sind den Eltern fremd. In den Medien werden Computerspiele meistens eher negativ dargestellt. So fällt es Eltern, die sich nicht selbst damit beschäftigen schwer, sie objektiv einzuschätzen. Spieler bewegen sich in einer eigenen Welt, mit eigener Sprache und teilweise eigenen Normen. Im Gegensatz zu anderen Medien haben die Eltern keinen Überblick, können die Spiele nicht einordnen oder entscheiden, was für welches Alter geeignet ist.
Welche Lösungen können Sie für diese Probleme als Bibliothek anbieten?
Wir beraten die Eltern und können Ihnen pädagogisch wertvolle Spiele empfehlen. Außerdem bieten wir Eltern und Pädagogen die Möglichkeit Spiele selbst auszuprobieren, beispielsweise beim E-Life-Familientag. In Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten laden wir Experten für Vorträge ein, zu einer pädagogischen Sicht auf die Mediennutzung.
Welche Rolle haben Bibliotheken im Internetzeitalter?
Schon immer war eine der Hauptaufgaben von Bibliotheken jedem den freien Zugang zu Information zu ermöglichen. Heute scheint durch das Internet jeder von überall an alle Informationen zu kommen. Zahlreiche Studien zeigen allerdings, dass viele sich schwer tun, die für die relevanten Informationen zu finden. Dabei helfen Bibliotheken. Es geht nicht mehr darum selbst Informationen bereit zu stellen, sondern beizubringen, Informatinen zu finden und zu bewerten. Sowohl der technische Umgang mit neuen Medien, als auch die Vermittlung von Informationskompetenz sind Kernaufgaben moderner Bibliotheken.
Welche Intention verfolgen Sie und Ihre Bibliothek als Partner beim TOMMI?
Wir möchten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit bieten, selbst Spiele zu testen und zu bewerten. Sie sollen damit lernen, das Medium Spiel reflektiert zu betrachten. Eltern wollen wir mit Tommi die Angst nehmen, sich mit Computerspielen zu beschäftigen und zeigen, wo sie sich informieren können, um Spiele für ihre Kinder einzuschätzen und auszuwählen.
Ihre persönliche Vision von Kind und Computer?
Computer sind ein Teil der Medienwelt. Ich finde wichtig, dass Kinder den Umgang im richtigen Maß lernen. Kinder sollen durch einen reflektierten Umgang ein Gefühl dafür entwickeln, was und wie viel ihnen gut tut bzw. wo ihre Grenzen liegen. Wenn es uns gelingt, die technische Unbedarftheit der Kinder mit der kritischen Sicht der Eltern zusammen zu bringen, helfen wir, dass sie sich zu erfolgreichen Mediennutzern entwickeln.
Bibliotheken Biberach
Medien- und Informationszentrum
Stadtbücherei Biberach
Viehmarktstr. 8
88400 Biberach an der Riß