Tim Gailus

KIKA, Medienmagazin "Timster"
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"Ich beobachte einige „kostenlose“ Browsergames oder Spiele-Apps kritisch. Wie viel Kreativität steckt bitte darin, durch Ingame-Käufe den Profit zu maximieren? Wenn das Gamedesign uns nur zu geldbringenden Klickern und gemolkenen Cash-Kühen entwerten will, läuft einiges schief."

Ihr erstes Computerspiel (oder auch ein anderes digitales Game)?

Kings Quest VII – The Princeless Bride. Ich erinnere mich genau, wie mir mein Papa auf unserem 486er dieses Rätselabenteuer gezeigt hat.

Wie war Ihr Eindruck? Wie hat Sie das geprägt?

Kings Quest VII zeigte mir: Spiele erzählen wundervolle Geschichten! Mich begeistert diese Märchenwelt: Gemeinsam mit Prinzessin Rosella von Daventry rette ich ein magisches Königreich. Ich entdecke dabei die Unterwelt der Trolle. Im Zauberwald spreche ich mit Steinen. Ich helfe Kristalldrachen. Ich lache über den Pudel-Bürgermeister der Hundesrepublik. Wie ein gutes Buch hat dies meine Fantasie beflügelt. Aber um letztendlich ans Ziel zu kommen, muss ich clevere Rätsel lösen. Knifflig kombinieren und dazu ein Abenteuer? Spiele wie „Kings Quest“, „Monkey Island 1 bis 3“, „Torin‘s Passage“, „Day of the Tentacle“ oder „Simon, der Zauberer 1 bis 2“ habe ich geliebt.

Welchen Anteil nehmen Computer- und Konsolenspiele heute in Ihrem Leben ein? Welche Rolle spielen Apps?

Der Anteil ist sehr groß. Mein wunderbares Team und ich gestalten bei KiKA das Medienmagazin Timster. Dazu gehört ganz klar: Videospieljournalismus für Grundschüler. Zu meinem Job gehört es daher, immer auf dem Laufenden zu sein. Viele Gespräche mit meinen jungen Zuschauern und KiKA-Besuchern vor Ort drehen sich um die Welt des Gamings. Zuhause verbringe ich natürlich auch Spiele-Sessions, um einen Timster-Tipp vorzubereiten oder neue Entwicklungen kennen zu lernen.

Worin sehen Sie Gefahren und Herausforderungen?

Ich beobachte einige „kostenlose“ Browsergames oder Spiele-Apps kritisch. Wie viel Kreativität steckt bitte darin, durch Ingame-Käufe den Profit zu maximieren? Wenn das Gamedesign uns nur zu geldbringenden Klickern und gemolkenen Cash-Kühen entwerten will, läuft einiges schief. Es gibt bessere Spiele; einmalig für ein paar Euro. Eine Herausforderung sehe ich auch in der Zeit, die wir investieren. Mit einigen Lieblingsspielen verbinde ich eine Art Hassliebe. Rundenstrategie wie CIVILIZATION oder munteres Aufbauen wie in STARDEW VALLEY bringt mir große Freude, aber ich habe manchmal zu viel Zeit darin versenkt. 

Worin besteht zum einen Ihrer Meinung nach die Faszination, zum anderen die Qualität eines Spiels?

Ich fordere von einem guten Spiel eine gute Geschichte, eine fantasievolle Welt zum Erkunden und genügend Momente, die mich zum Nachdenken oder Knobeln anregen. Perfekt wird es, wenn ich spielerisch nebenbei viel Wissen aufschnappe. Faszinierend finde ich es, wenn ich als Spieler ganz viel Verantwortung für den Verlauf der Geschichte übernehme. Bei einigen Entscheidungen in der Rollenspielreihe MASS EFFECT 1 bis 3 habe ich zehnminütige Kaffeepausen zum Nachdenken eingelegt.

Was möchten Sie Eltern zu diesem Thema auf den Weg geben?

Der Spielemarkt ist vielfältig geworden. Er besteht nicht nur aus Abzock-Apps und Ballerblödsinn. Seien Sie neugierig! Es gibt es wahre Spieleschätze zu entdecken. Und probieren Sie, Experte zu werden. Ich gebe zu: Das ist im hektischen Alltag sehr sehr knifflig. Trotzdem finde ich es wichtig, neue Spiele und Apps kurz selbst auszuprobieren, um sich mit den Kindern auf einer Ebene austauschen zu können (…oder sich zu mindestens Testvideos/-artikel von Spiele- oder Fachmagazinen anzusehen).

Was raten Sie Kindern im Umgang mit Games?

Wie gesagt: Mit einigen Lieblingsspielen verbindet mich eine Hassliebe. Sie sind gut. Aber ich habe manchmal zu viel Zeit darin versenkt, sodass ich mich geärgert habe. Haltet feste Zeiten ein.Und die besten Gaming-Erinnerungen habe ich gemacht, wenn ich gemeinsam mit meinen Freunden gespielt habe. Gemeinsam mit Freunden spielen, bringt am meisten Spaß.

Welches Spiel müsste noch erfunden werden?

Ich wünsche mir das VR-Laufband: „Rennen in der virtuellen Realität“. Ein Sprint in FIFA18 bringt mich dann tatsächlich zum Schwitzen! Die MINECRAFT-Wanderung verbrennt so viele Kilokalorien wie der Nordic-Walking-Kurs durch den Thüringer Wald. Und SUPER MARIO ODYSSEY entpuppt sich als brutales Konditionstraining.