Thomas Feibel

Vorstand
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"Computerspiele sind die Fortsetzung des Tagtraums mit digitalen Mitteln. Computerspiele sind das einzige Medium, in das die Rezipienten "hinein gehen" und den Verlauf beeinflussen können. Das müssen ja nicht immer Ballerspiele sein, denn bei Simulation und Strategie wird so ganz nebenbei erstaunliches Fachwissen angesammelt."

Ihr erstes Computerspiel?
Eindeutig "Pong". Der Bruder meiner ersten Freundin hatte sich 1981/82 seinen ersten Rechner als Bausatz bestellt und zusammengebastelt. Meistens nachts. Nachts saßen wir bei ihm auch vor unseren ersten Textadventure-Spielen. Wir starrten auf einen dunklen Monitor und lasen "Du stehst vor einem Haus". Wir schrieben "Gehe Haus". Dann kam "Du stehst vor einer Tuer."  Eifrig hämmerten wir "Oeffne Tuer". Antwort: "Geht nicht. Kein Schluessel." Später kam das Grafikadventure.  Der gleiche Text ("Du stehst vor einem Haus") wurde jetzt mit einem Strich präsentiert. Wir waren fasziniert. Ganz ehrlich!

Wie war Ihr Eindruck? Wie hat Sie das geprägt?
Ich liebte diese Spiele, aber die guten Games gab es nur in den Spielhöllen. Die Arcadeautomaten fraßen damals eifrig ein Markstück nach dem anderen meines schmalen Azubigehalts. Aber die Grafik war nun mal viel besser als an den ersten Computern. Ich fand Computer umständlich und blöd. Schließlich hatte ich Anfang der 80er Jahre meine Kurse in DOS und WORD besucht. Die Konsequenz: Bis 1993 schrieb ich lieber mit der Schreibmaschine.

Welchen Anteil nehmen Computerspiele heute in Ihrem Leben ein?
Einen recht großen Anteil. Aber dabei geht es nicht nur um das Testen von Spielen, sondern auch um den Blick auf das gesellschaftliche Umfeld: Inwiefern krempeln Computer und Computerspiele die Kindheit um. Dazu gehört auch, Spiele zu kennen, die ich sonst selbst nicht spielen würde.

Worin besteht zum einen Ihrer Meinung nach die Faszination, zum anderen die Qualität eines Spiels?
Computerspiele sind die Fortsetzung des Tagtraums mit digitalen Mitteln. Computerspiele sind das einzige Medium, in das die Rezipienten "hinein gehen" und den Verlauf beeinflussen können. Das müssen ja nicht immer Ballerspiele sein, denn bei Simulation und Strategie wird so ganz nebenbei erstaunliches Fachwissen angesammelt. Die Qualität eines Spiels zeichnet sich meiner Meinung in drei Punkten aus:

  1. Es nimmt den Spieler ernst.
  2. Es hat einen hohen Wiederspielwert.
  3. Mehrspielermodus ist Pflicht.

Was möchten Sie Eltern zu diesem Thema auf den Weg geben?
Computerspiele gehören heute zur Jugendkultur. Sie sind nicht zwangsläufig Teufelszeug. Aber wer sich vor Missbrauch schätzen will, sollte schon feste Regeln aufstellen. Nur wenn Kinder selbst entscheiden, was sie spielen und wie lange sie spielen, läuft die Sache aus dem Ruder. Eltern müssen nicht jedes Spiel selbst spielen, aber zumindest wissen, was gespielt wird. Die Alterskennzeichen der USK sind eine wichtige Hilfe. Akzeptieren Sie keine Raubkopien. Raubkopien umgehen den Jugendschutz.

Was raten Sie Kindern in Umgang mit Games?
Meiner Meinung nach haben Kinder ein Recht auf Spielen und sie sollten sich den Spaß auch nicht von spielmuffeligen Erwachsenen vermiesen lassen. Sie können auch sehr gut zwischen Realität und Spiel unterscheiden. Kinder sollten allerdings ein stärkeres Bewusstsein für Qualität und eigene Kritik vermittelt bekommen. Nicht alle Spiele sind toll. Gerade wenn immer die gleichen Fußballspiele mit einer neuen Jahreszahl herauskommen, wäre ein kritisches Hinterfragen nötig. Das lässt sich lernen.