Prof. Dr. Linda Breitlauch
Gamedesign, Hochschule Trier
Was war ihr erstes Computerspiel?
Space Invaders im Sommer, Pong im Winter.
Wie war Ihr Eindruck? Wie hat Sie das geprägt?
Ich habe mit meiner Familie gespielt, mal mit meinem Cousin, mal mit der Schwester und meinen Eltern. Ich war stolz, wenn ich gewonnen hatte. Aber vor allem hat mich fasziniert, dass ich mit der Zeit immer besser wurde. Beide Spiele sind Teil meiner emotionalen Erinnerung geworden.
Welchen Anteil nehmen digitale Spiele heute bei Ihnen ein?
Einen recht großen, denn ich beschäftige mich sowohl wissenschaftlich als auch privat damit. Die Entwicklung dieses Mediums ist faszinierend, sowohl technologisch als auch und vor allem ästhetisch. Teil dieser Entwicklung zu sein, die Kreativität und Ausdrucksform dieses Mediums mit zu erleben und gestalten zu können und somit quasi die Geburt einer neuen Kunstform miterleben zu können, beeindruckt mich immer wieder. Darüber hinaus offenbaren sich die Möglichkeiten des Lernens durch Spiele immer vielfältiger. Die Potenziale im Bereich Kompetenzerwerb durch Spiele sind so offensichtlich, dass ich mich oft wundere, warum Spiele so kritisch betrachtet werden.
Was zeichnet Ihrer Meinung nach ein gutes Spiel aus?
Dasselbe, was auch einen guten Film, ein gutes Buch, ein gutes Theaterstück auszeichnet: Kreativität, gutes Design, gute technische Umsetzung und darüber hinaus ein einzigartiges Spielerlebnis.
Brauchen Spiele eine eigene Lesefähigkeit. Wenn ja, wie sieht die aus?
Interaktivität bedeutet, dass der Spieler auf eine völlig neue Form in ein künstlerisches Werk involviert wird. Die Auseinandersetzung damit, dass bestimmte Teile des Spiels und der Geschichte von den Entscheidungen des Nutzers abhängen, lässt eine neue Form der Rezeption zu.
Machen Spiele durch die Änderung der Plattformen (Konsole, PC hin zu Apps) eine inhaltliche Wandlung durch?
Insbesondere sind davon Steuerung, Performance und Art und Ort der Aneignung betroffen. Jede Plattform hat besondere Herausforderungen in der Entwicklung und der Veröffentlichungskriterien. Der unterschiedliche Zugang zu den Plattformen wird aber eher bestimmt durch die verschiedenen Alltagssituationen, in der sich der Spieler mit den Produkten beschäftigt. So sind Mobile Games eher für „zwischendurch“ geeignet und entsprechend konzipiert während Konsolen- und PC-Spiele eher den tatsächlichen Freizeitmarkt bedienen.
Was raten Sie Eltern im Umgang mit Videospielen?
Kinder wünschen sich, mit ihren Eltern gemeinsam zu spielen. Dabei lernen Eltern ihre Kinder auch auf eine andere Art kennen, nämlich wie sie mit Herausforderungen, Gewinn und Verlust umgehen, oder wie kreativ ihre Kinder sind. Dasselbe lernen die Kinder auch über ihre Eltern und das schafft Selbstbewusstsein und Vertrauen. Das ist gemeinsame Aneignung von Medienkompetenz.