Jürgen Sleegers

MedienSpielPädagoge - Institut für Medienforschung und Medienpädagogik, Technische Hochschule Köln
Jürgen Sleegers Porträt - Credit by Liesa Johannssen
„Spiele muss man spielen, um sie zu verstehen! Mitspielen hilft zudem, Spielende zu verstehen, eigene Fragen und Antworten zu finden. Spieleempfehlungen und Auszeichnungen bieten eine gute Orientierungshilfe, geeignete digitale Spiele im riesigen Softwaredschungel zu entdecken.“

Ihr erstes Computerspiel?

Pong war in den späten 1970igern mein Erstkontakt – damals noch bei Freunden, viel später brachte mein Bruder die Version „Tele-Tennis“ im tv-action Set von Blaupunkt nach Hause. Um die Sache richtig angehen zu können, tauschte ich 1984 mein erstes eigenes Vermögen gegen einen „Brotkasten“, wie der C64iger augenzwinkernd genannt wurde. Leider habe ich einen Teil des Geldes auch für einen Nadeldrucker opfern müssen, da meine Rechtfertigungsstrategie gegenüber den Eltern darauf aufbaute, dass ich den Computer ganz viel für die Schule nuten würde. Hätte ich damals kreativer argumentiert, hätte ich mir direkt ein Floppy-Laufwerk leisten können - wäre dann aber auch kein echtes „Datasettenkind“ 😉

Wie war Ihr Eindruck? Wie hat Sie das geprägt?

Geprägt haben mich die ersten Textadventures, Pac-Man, Space-Invaders, Galaga, Tetris, Donkey-Kong, Day of the Tentacle u.v.m. Denke ich heute an Decathlon oder Summer-Games, rieche ich Erdnussflips, höre im Kopf Nationalhymnen im Midi-Sound und verkrampfe, als würde ich gleich wieder aus dem Competition Pro und meinem Unterarm das letzte rausholen wollen. „Spielen verbindet!“ – das galt damals wie heute und beeinflusst und begeistert mich nach wie vor.

Welchen Anteil nehmen Computerspiele heute in Ihrem Leben ein?

Da ich mich seit 20 Jahren beruflich mit digitalen Spielen und Möglichkeiten der Medienkompetenzvermittlung befasse, „muss“ ich natürlich auch spielen. Leider komme ich auf der Arbeit kaum dazu und so wird meine To-play-Liste länger und länger. Packt mich ein Spiel, werden gerne mal Nachtschichten eingelegt und eine Serienstaffel hintenangestellt. Begeistert bin ich seit geraumer Zeit über die Hilfe meines Sohnes, der im passenden Spielversteheralter ist. Gerne reisen wir gemeinsam in neue Spielwelten, entdecken dabei etliche Spielformen, Spielgeschichten, Spielvorlieben und auf eine ganz eigene spielerische Art und Weise uns.

Worin besteht zum einen Ihrer Meinung nach die Faszination, zum anderen die Qualität eines Spiels?

Digitale Spiele bereichern und unterhalten. Alleine, mit oder gegen andere können wir immer neue Abenteuer und Geschichten erleben und diese mitgestalten. Es warten Lust und Frust, Prüfungen, Wettkämpfe und gute Unterhaltung. Spiele bieten uns passende Experimentier- und Erfahrungsräume, in denen wir etwas über uns, über andere und über das Spielen lernen. Ein gutes Spiel bietet den Spielenden vieles von dem, was sie suchen und immer noch etwas mehr in einem ausgewogenen Mix aus vertrauten und neuen Spielideen, Geschichten und Mechaniken, Herausforderung, Kreativität, Überraschung, Wettbewerb, Teamwork, Fantasie und Wirklichkeit.

Was möchten Sie Eltern zu diesem Thema auf den Weg geben?

Zeigen Sie Interesse! Es gibt so viele unterschiedliche Spiele, darunter ganz tolle, blöde, spannende, langweilige und jedes stellt in Sachen Spielanforderung, Spielerlebnis oder Spieldauer und Wiederspielwert individuelle Anforderungen an die Spielenden. Alterskennzeichnungen (USK- oder PEGI-Sticker) sind eine gute erste Orientierung, jedoch keine pädagogische Empfehlung! Diese gibt es z.B. beim Spieleratgeber-NRW.de, im Austausch mit großen und kleinen Expert*innen oder anderen Eltern. Spielen Sie gerade in den ersten Jahren gemeinsam mit Ihren Kindern, probieren Sie dabei auch immer neue Spiele aus und erfahren Sie so viel über Spiele und noch mehr über Ihre Kinder. Nur wenn Sie mitspielen oder sich das Spiel zeigen lassen, erfahren Sie, was Ihre Kinder in den Spielen sehen, suchen und zu finden glauben, was sie begeistert oder ärgert. Zudem macht das gemeinsame Spielen Spaß und Ihre Kinder freuen sich, wenn sie und ihren Interessen ernst genommen werden.

Was raten Sie Kindern in Umgang mit Games?

Spiele sollten euch immer Spaß machen und das Spielen (analog und digital) darf nie zu kurz kommen. Dennoch ist eine gute „Game-Life-Balance“ wichtig, um im übrigen Leben Erfahrungen zu sammeln, stets Neues zu lernen und die Welt zu verstehen. Alle hier gesammelten Skills und EPs nutzen euch im Leben und in Spielen. Fordert eure Eltern auf, mitzuspielen und Interesse zu zeigen. Verschwendet kein Vermögen für unnötige In-Game-Käufe und entdeckt wunderbare und oft auch die besseren Spiele fernab des Mainstreams. Spielt nicht nur das, was alle anderen spielen, nur, weil es alle anderen spielen!