Daniel Heinz

Digitale Spiele bei der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW
Redaktionsleitung "Digitale Spiele pädagogisch beurteilt“
Fabienne Zähringer Porträt

"Digitale Spiele können motivierende und interaktive Lern- und Erfahrungsräume bieten. Die unterschiedlichen Spielformen sprechen intellektuelle und haptische Lerntypen ebenso an wie diejenigen, die sich Erfahrungen der visuellen oder auditiven Art besser merken können."

Ihr erstes Computerspiel?

Digitale Spiele und ich – das war keine Liebe auf den ersten Blick. Neben äußerst trivialen LCD-Spielen gehören Pong und Tetris zu meinen ersten bewussten Erinnerungen. Doch Tennis habe ich noch nie gern gespielt und sperrige Dinge unter Zeitdruck ordnen zu müssen, gehört für mich zu den unangenehmen Aufgaben im Leben. Die tiefe Leidenschaft hat sich erst später entwickelt.

Wie war Ihr Eindruck? Wie hat Sie das geprägt?

Mit der Nostalgiebrille lässt sich großmütig über den fehlenden Komfort hinwegsehen: Adventures ließen sich nur mit einem Wörterbuch lösen, denn eine deutsche Übersetzung gab es nicht. Und nur mit akribischen Bleistift-Skizzen auf Karopapier konnte der Weg aus gefährlichen Rollenspiel-Verliesen gefunden werden. Entgegen des damals vorherrschenden Klischees des vereinsamten Nerds trafen sich wir Anhänger der Generation „Brotkasten“ zum gemeinsamen spielen – nur eben nicht online, sondern bei den Freunden mit C64, Amiga & Co.

Welchen Anteil nehmen Computer- und Konsolenspiele heute in Ihrem Leben ein?

Digitale Spiele spielen beruflich eine große Rolle, in unserer Familie sind sie ein in den Alltag eingelassenes Freizeitangebot unter vielen. Das gilt für mich ebenso wie für meine beiden Töchter. Die haben allerdings das Glück, dass oft der neueste technische Schnickschnack im Wohnzimmer landet, der dann gemeinsam ausprobiert werden darf.


Worin besteht zum einen Ihrer Meinung nach die Faszination, zum anderen die Qualität eines Spiels?

Mit dem Spiel ist es wie mit der Musik: Da sind die Geschmäcker schlichtweg verschieden. Umso absurder der Versuch, sie als „Gebrauchsgegenstände“ anhand scheinbar objektiver Punkt- oder Prozentzahlen qualitativ bewerten zu wollen. Aus der kulturellen Aneignung – also dem Umgang der Menschen mit dem digitalen Spiel – kann sich wiederum eine völlig neuartige Form von Qualität ergeben. In der Community entstehen Fan Fiction, Cosplays, Mods - und manchmal wird ein digitales Spiel über Nacht zum popkulturellen Massenphänomen, das eigentlich nur mittelmäßige Wertungen von der Fachpresse erhalten hat. Ein hochinteressanter Prozess, der verdeutlicht, weshalb die Perspektive von Spielerinnen und Spielern bei einer Qualitätsauszeichnung eigentlich nicht fehlen darf.

Was möchten Sie Eltern zu diesem Thema auf den Weg geben?

Eltern müssen nicht immer mitspielen, wie es die einschlägige pädagogische Ratgeberliteratur gebetsmühlenartig vorschreibt. Eine gewisse Bereitschaft, sich mit dem Hobby auseinanderzusetzen und zeitgemäße Medienregeln auf der Basis einer Informierten Haltung zu vereinbaren, sollte jedoch das Minimum sein. Neben den sinnvollen Schutzbemühungen vor Mediengefahren ist das Vertrauen in die Fähigkeiten von Heranwachsenden zudem immens wichtig, um sie stark zu machen.

Was raten Sie Kindern in Umgang mit Games?

Gerade in Online-Games kann der Ton durchaus ruppiger werden. Orientiert euch an den Regeln des Fairplays und seid auch ingame freundlich und hilfsbereit. Wenn euch andere ärgern, beschimpfen oder zu nahe kommen, besprecht das am besten mit euren Eltern und meldet die Person!

Eignen sich digitale Spiele für die Bildung?

Digitale Spiele können motivierende und interaktive Lern- und Erfahrungsräume bieten. Die unterschiedlichen Spielformen sprechen intellektuelle und haptische Lerntypen ebenso an wie diejenigen, die sich Erfahrungen der visuellen oder auditiven Art besser merken können. Zudem können sich Spielende in anderen Rollen ausprobieren und Erfahrungen sammeln, die ihnen in der Alltagswelt verwehrt bleiben. Eigentlich das ideale Lernmedium. Doch längst nicht alle Produkte auf dem Markt sind empfehlenswert. Während manche Anbieter staubtrockenen Schulstoff mit langweiligen Minispielen zu kaschieren versuchen, gelingt es anderen, auf reizvolle Weise Wissen zu vermitteln.