Gaming ohne Grenzen

"Gaming ohne Grenzen ist ein Projekt zum Thema Barrierefreiheit in digitalen Spielen. In fünf wöchentlich stattfindenden inklusiven Spieletest-Gruppen im Großraum Köln untersuchen wir Spiele gemeinsam mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit und ohne Behinderung auf ihre Barrieren."
Sie sind Partner des Kindersoftwarepreises TOMMI. Bitte stellen Sie Ihre Institution in wenigen Worten vor.
Gaming ohne Grenzen ist ein Projekt zum Thema Barrierefreiheit in digitalen Spielen. In 5 wöchentlich stattfindenden inklusiven Spieletest-Gruppen im Großraum Köln untersuchen wir Spiele gemeinsam mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit und ohne Behinderung auf ihre Barrieren. Wir sind ein Projekt der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW und gefördert durch die Aktion Mensch und Congstar.
Medienkompetenz und Inklusion stehen in einem dynamischen, wechselseitigen Verhältnis - sie können sich gegenseitig fördern. Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, das schließt auch den digitalen Raum mit ein. Jugendliche mit Behinderung stehen beim Erwerb von Medienkompetenzen oft vielen Herausforderungen gegenüber - digitale Spiele und gemeinsames Beurteilen von ihnen sind ein gutes Werkzeug, um gemeinsam Medienkompetenzen zu erweitern. Medienkompetente Jugendliche bewegen sich kritisch im Netz, aber auch kreativ und neugierig. Besonders für Menschen mit Behinderung bieten Games oder Social Media einen tollen Zugang zu Erlebnissen und Handlungen, die ihnen sonst aufgrund ihrer Einschränkung vielleicht unmöglich sind. Das gemeinsame Ziel, die Games auf ihre Barrierefreiheit zu untersuchen, stärkt den Zusammenhalt und die positiven Aspekte von Vielfalt innerhalb der Testgruppen.
Welche Aufgaben übernehmen Sie beim TOMMI?
Mit unserer Expertise und unseren Erfahrungen unterstützen wir dabei, die nominierten Spiele auch auf ihre Barrierefreiheit hin zu untersuchen. Dabei sind die Erfahrungswerte und Meinungen der Jugendlichen sehr wichtig. Besonders barrierefreie Spiele erhalten dafür eine zusätzliche Auszeichnung.
Welche Intention verfolgen Sie als Partner beim TOMMI?
Wir möchten die Plattform nutzen, um über unsere Kreise hinaus für Inklusion im Gaming zu sensibilisieren. Durch die zusätzlichen Auszeichnungen für besonders barrierefreie Spiele werden Zuschauer*innen sowie Entwickler*innen gleichermaßen auf das Thema aufmerksam. So leisten wir hoffentlich einen Beitrag dazu, dass in Zukunft Barrierefreiheit immer öfter in der Entwicklung von Spielen oder Apps mitgedacht wird. Außerdem freuen wir uns über die Möglichkeit, unseren jugendlichen Spieletester*innen die nominierten Spiele zugänglich zu machen!
Haben Games heute alle barrierefreie Zugänge? Was ist gut? Was ist verbesserungswürdig?
Zwar wird das Thema Barrierefreiheit in Games immer bekannter und immer mehr Entwickler*innen bauen sinnvolle Einstellungen in ihre Spiele ein, doch von barrierefreien Zugängen in allen Spielen sind wir aktuell noch weit entfernt. In den letzten Jahren konnten wir jedoch einen äußerst positiven Trend in der Spieleindustrie beobachten. Aktuelle Spiele erfüllen mittlerweile häufig wichtige Anforderungen, wie beispielsweise gut lesbare Untertitel oder eine anpassbare Steuerung. Manche glänzen auch mit Innovation: Die Filmsequenzen in Forza Horizon 5 beispielsweise können in englische und amerikanische Gebärdensprache übersetzt werden!
Damit in Zukunft aber alle Spiele die nötigen Anforderungen erfüllen, ist vor allem eins nötig: Menschen mit Behinderung müssen in den Entwicklungsprozess von Games miteinbezogen werden - und zwar von Anfang an!
Wie finden Sie denn heraus, wie barrierefrei der Zugang bei einem Spiel ist?
Bei unseren Spieletests arbeiten wir zum einen mit simulierten Barrieren, was das Verständnis unter den Jugendlichen stärkt und die Vielfalt von Behinderung hervorhebt. Das geht vom Ausschalten des Sounds bis hin zu Brillen, die eine Seheinschränkung simulieren. Zum anderen werden niedrigschwellige Fragebögen genutzt, die eine Orientierung für die Jugendlichen bieten und mittels derer die einzelnen Kriterien für Barrierefreiheit geprüft werden können. Aber am wichtigsten ist natürlich die Einschätzung der Jugendlichen selbst. Schließlich sind sie die Expert*innen für ihre Lebenswelt und können am besten darüber urteilen, ob das Game spielbar ist oder nicht.
Ihre Vision vom Kind im digitalen Zeitalter?
Wir stellen uns ein Kind vor, dass unabhängig von einer Behinderung den digitalen Raum mit all seinen Facetten - den Chancen wie auch den Risiken - erleben kann und dabei immer auf passende Unterstützung zurückgreifen kann. Die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters sind grenzenlos: Junge Menschen nutzen Medien nicht nur, sie gestalten aktuelle und zukünftige digitale Lebenswelten auch aktiv mit. Dies hilft dabei, einen wichtigen Schritt hin zu einer inklusiven Gesellschaft zu machen.